Frustriert sollten Sie nur sein, wenn Sie ein realistisches Ziel nicht erreicht haben. Dieses Gefühl haben allerdings oft auch die, deren Tag gar nicht mit der Formulierung von Zielen begann. Mancher startet ungeduldig in den Arbeitstag, stürzt sich in die Arbeit – bzw. auf seine E-Mails. Dieses Verhalten hat viele Nachteile. Ein Läufer richtet sein Tempo, auch seine Vorbereitungen nach der Distanz aus: Ob 1’000 Meter oder 42 Kilometer, das macht einen Unterschied. Etappensieg/Vorausdenken und planen Wer am Morgen in den Arbeitstag startet, ohne zu wissen, ob ein Sprint bis zum Mittag oder ein Marathon vor ihm liegt, der kann nur scheitern. Er wird vielleicht 14 Kilometer laufen, dann aber unzufrieden und erschöpft zusammenbrechen. Dabei weiß er gar nicht, ob er eine kurze oder lange Distanz bewältigen wollte. Und daher kann er nicht beurteilen, ob er zu schnell oder zu langsam war. Er sieht nur: Er ist am Ende. Vereinfacht ausgedrückt: Sie können nur ein Ziel erreichen, das vorher festgelegt wurde! Der Organisationsberater Alec Mackenzie weist in seinem Longseller die «Zeitfalle» darauf hin, dass Ziele unbedingt vorher festgelegt werden, «man schießt nicht einfach darauflos und bezeichnet das zufällig Getroffene als Ziel». Der Tag muss also nicht mit Hektik, sondern mit kurzem Nach- und Vordenken beginnen. Profis im Hochleistungsbereich nennen diese Zeit ihre «Stille Stunde». Nehmen Sie sich erst einmal ungestörte Zeit, um zu notieren, was ansteht. Wenn Sie, bevor Sie sich dem Telefon und den E-Mails widmen, nur zehn Minuten der Planung widmen, kann der ganze Tag anders ablaufen.
Ziele sollten anspruchsvoll sein, damit sie motivieren können. Unterscheiden Sie Fernziele («In drei Wochen ist das Projekt abgeschlossen.») und Nahziele («Heute um 15 Uhr gehen die Daten raus.»). Ziele müssen unbedingt mit Fristen versehen werden, sonst sind sie überflüssig. Ziele ohne Fristen bleiben Träume. Termine festlegen Mit dem Rauchen aufzuhören ist nicht schwer, das geschieht zwangsläufig nach unserem Ableben. Aber heute um 20 Uhr die allerletzte Zigarette anzuzünden, dies wäre für einen Raucher ein Ziel. Es ist hilfreich, Ziele, auch berufliche, anderen mitzuteilen. Wenn wir andere über unseren Ehrgeiz informieren, dann werden sie uns später fragen, was aus unseren Zielen geworden ist. Diese soziale Verpflichtung bindet und motiviert. Die terminierten Ziele müssen messbar oder zumindest überprüfbar sein. Die Aussage «Wir kommen heute einen Schritt weiter» bleibt nebulös, es fließt viel Wasser den Rhein runter. Wie groß soll der Schritt sein? «Um zwölf Uhr liegen drei Entwürfe für das neue Logo auf dem Tisch», eine solche Aussage können wir um zwölf Uhr prüfen – die Ziellinie ist klar gezogen und sie kann überschritten werden. Explizite Ziele erzeugen Ordnung, und die ist psychologisch entlastend. Jedes erreichte Teilziel beweist Ihnen, dass Sie etwas geschafft haben. Und über verpasste Ziele können Sie konkret nachdenken: Etwas an der Planung stimmt nicht, was ist zu tun? Das ist hilfreicher und vor allem produktiver als eine diffuse Unzufriedenheit. Zudem weisen die Zielkataloge darauf hin, dass Sie nicht jeden Tag einen Marathon bewältigen können. Kurz- und Langstrecken müssen sich abwechseln.
Wer die zehn Aufgaben notiert hat, die der Arbeitstag bringt, hat einen wichtigen Schritt gemacht. Ziele sollten verschriftlicht werden. Erst schwarz auf weiß haben Sie klar vor Augen, was Sie erwarten wird, und auch, was Sie am Abend abhaken können (oder eben nicht). Schon der ganz einfache Vorgang, einen Haken hinter eine Aufgabe zu machen, wirkt psychologisch befriedigend. Der zweite wichtige Schritt besteht darin, die Ziele nach Prioritäten zu ordnen. Prioritätenmatrix Wenn Sie vorher die Aufgaben in einer Mindmap dargestellt haben, müssen sie nun chronologisch aufgelistet werden. Fast alle Autoren empfehlen dazu die «Eisenhower-Methode» . Dabei werden die Aufgaben in zwei Dimensionen geteilt. Zum einen wird unterschieden, ob sie wichtig oder unwichtig sind, zum anderen, ob dringlich oder nicht dringlich. Sie können jeden Morgen zur Planung Ihre Aufgaben in einer Prioritätenmatrix ordnen.
| Dringend | Nicht dringend | |
|---|---|---|
| Wichtig | A | B |
| Nicht wichtig | C | D: «Papierkorb» |
Dagmar Ruhwandl, Fachärztin und spezialisiert auf Burnout-Erkrankungen, empfiehlt die wichtigen und dringenden Aufgaben «sofort selbst zu erledigen». Der Arbeitstag sollte immer mit den Zielen der höchsten Priorität – denen aus Feld A – beginnen. Dazu gehören in der Regel nicht die E-Mails oder der Kleinkram. Unser Gefühl steht dem oft entgegen: Es suggeriert uns, dass wir mit dem «Troubleshooting» und den kleinen, nicht wichtigen Aufgaben beginnen sollten, um dann endlich den Rücken frei zu haben für das Wichtige. Dieses Vorgehen ist falsch. Für solche marginalen Aufgaben brauchen wir weniger Kraft, sie sollten also in die letzte Arbeitsstunde verlegt werden. Sofort nach der Tagesplanung müssen mit hoher Konzentration und noch vollen Energiespeichern die wichtigen, dringenden Aufgaben angegangen werden.
Wenn Sie in die Mittagspause gehen und schon drei Stunden den wichtigen Jobs gewidmet haben, stellt sich ein befriedigendes Gefühl ein. Wer sich drei Stunden verzettelt mit den Dingen, die «noch schnell vorher erledigt werden» wollen, dem sitzt die Hauptaufgabe noch immer in Nacken. Zeit für das Wichtige